Pressekonferenz

am 10.02.2015, anlässlich der

Abschlussveranstaltung der BMBF-Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“

Statement zur Pressekonferenz

 

Prof. Dr. Martin Jekel, Technische Universität Berlin

Meine Damen und Herren,

ich werde mein Statement vor allem zu den „neuen Schadstoffen“ abgeben. Mit „neuen Schadstoffen“ sind vor allem „organische Spurenstoffe“ gemeint, die in den verschiedenen Teilen des Wasserkreislaufs in sehr geringen Konzentrationen gefunden werden. Die Befunde zeigen dort Gehalte von ng/l bis zu wenigen µg/l, mit höheren Konzentrationen in gereinigten Abwässer und geringeren Konzentrationen in den Gewässern und in den Rohwässern der Trinkwasserversorgung. Was bedeutet ein ng/l? Dies entspricht der Menge von 30 g eines Stoffes (also 2 Esslöffel Zucker) im gesamten Tegeler See, der ca. 30 Millionen Kubikmeter enthält. Erst die modernen Analysenmethoden haben es erlaubt, diese Substanzen zu messen und ihr Verhalten zu studieren.

Woher stammen diese Spurenstoffe? Wir unterscheiden dabei punktuelle Quellen (z.B. die gereinigten kommunalen und industriellen Abwässer, Altlasten usw.) von den diffusen Quellen (z.B. in Grundwasser unter landwirtschaftlichen Flächen oder Niederschlagswasser). Wir wissen, dass in der modernen Industriegesellschaft ca. 150.000 Stoffe künstlich hergestellt werden und ein kleinerer Anteil von wenigen Tausend dieser Stoffe kann in den Wasserkreislauf gelangen. Besondere Aufmerksamkeit finden dabei die schon länger untersuchten Pestizide sowie neuerdings vor allem die Human- und Tierarzneimittel. Einer der Schwerpunkte der BMBF-Fördermaßnahme RiSKWa waren die Arzneimittelreste, u.a. im Ablauf der kommunalen Kläranlagen. Wir stellen fest, dass es knapp 3000 Arzneiwirkstoffe im deutschen Markt gibt und wir davon wenige Hundert im Abwasser wiederfinden. Die biologische Technik der heutigen Kläranlagen kann dabei nur die gut und schnell abbaubaren Stoffe entfernen. Insofern ist seit einigen Jahren die weitergehende Abwasserreinigung für diese Spurenstoffe ein heiß diskutiertes Thema, also die vierte Stufe von Kläranlagen.

Es zeichnet sich ab, dass für die Qualität der Oberflächengewässer und des Trinkwasser neue Qualitätsziele kommen werden. Daher war es eine der zentralen Aufgaben in RiSKWa, zu prüfen, wie diese Qualitätsziele sicher eingehalten werden können, auch wenn sich der Klimawandel und die demographische Entwicklung auswirken. Als Verfahren der vierten Reinigungsstufen kommen dabei nach jetziger Kenntnis die Ozonung und die Aktivkohleadsorption in Betracht, mit noch offenem Ausgang über ein prioritäres Verfahren.

Die Bewertung der organischen Spurenstoffe im Blick auf ökologische und humantoxikologische Risiken ist im vollen Gang. Es ist dabei vor allem mit nur schwierig erfassbaren chronischen Effekten zu rechnen, also bei lebenslanger Exposition. Das unterscheidet die Spurenstoffe von den Krankheitserregern, wo eine einmalige Exposition die Erkrankung auslöst.

Insgesamt können wir feststellen, dass die Fördermaßnahme RiSKWa hier wirklich neue Erkenntnisse und Fortschritte gebracht hat und wir daher gute Grundlagen legen können für einen zukunftssicheren Umgang mit unserer wertvollsten Ressource Wasser. Zum Ende danke ich dem BMBF für die Initiative und die Förderung des Forschungsprogramms.

 

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