Projekt des Monats Dezember 2011

Turbo für die Wirkstoffentwicklung: Neue zelluläre Systeme sollen frühzeitig helfen

Pharmaentwicklung ist extrem aufwändig und langwierig: 10-12 Jahre vergehen vom ersten Ansatz im Labor bis zur Vermarktung eines Medikaments, und nur ein Bruchteil der Kandidaten übersteht den Weg durch die verschiedenen Test- und Studienphasen. Das ist ein Grund dafür, dass die Zahl der neuen medizinisch wirksamen Substanzen in den letzten Jahren abgenommen hat und viele Firmen sich lieber auf die risikoärmeren und lukrativen Generika konzentrieren.  Besonders für kleinere und mittlere Unternehmen bilden die Entwicklungsverfahren eine hohe Hürde.

Ein Ausweg könnten Tests sein, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Wirkstoffentwicklung die Bedingungen im humanen Gewebe wiedergeben. Allerdings sind zur Zeit solche Testmodelle noch nicht verfügbar. Ein Forschungsvorhaben am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig widmet sich deshalb der Entwicklung neuer endothelialer Zellsysteme. Diese sollen eine gewebsähnliche humane Physiologie aufweisen und unbegrenzt verfügbar sein. Endothelzellen, die zum Beispiel an den Wänden des Blut- und Lymphsystems angesiedelt sind, sind bei zahlreichen  Krankheiten involviert und außerdem maßgeblich an der Weitergabe von Wirkstoffen (z.B. durch die Blut-Hirn-Schranke) beteiligt. Sie eignen sich deshalb besonders gut zur Entwicklung möglicher Wirkstoffkandidaten.

Um das Ziel eines weithin verfügbaren Zellmodells zu erreichen, werden die Zellen vorübergehend quasi "unsterblich" gemacht: Durch die Einführung kontrollierbarer Immortalisierungsgene wird eine Zelllinie mit einer tumorartigen Physiologie etabliert. Diese Zelllinie kann weitergezüchtet und manipuliert werden. Bei Bedarf wird der Immortalisierungsstimulus "abgeschaltet", und die Zellen wechseln zurück zur ursprünglichen, gewebsähnlichen Physiologie. 

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens werden patentrechtlich geschützt und durch eine in Planung befindliche Ausgründung vermarktet.

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