Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), die Gemeinschaft der Prozessanalytik (PAT), die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie und die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) trauern um Dr. rer. nat. habil. Michael Maiwald, der im August 2023 plötzlich und unerwartet verstarb.
In diesem Nachruf möchten wir seiner gedenken, seinen beruflichen Lebensweg nachzeichnen und ihn als Menschen, Kollegen und Freund würdigen.
Michael Maiwald, der 1967 in Essen geboren wurde, hat eine beeindruckende akademische Laufbahn als Physikochemiker absolviert. Sein Studium schloss er 1994 an der Ruhr-Universität Bochum erfolgreich ab und setzte seinen Bildungsweg mit der Promotion an derselben Hochschule fort. Er rief eine Arbeitsgruppe zur Online-NMR-Spektroskopie am Institut für Technische Thermodynamik und Thermische Verfahrenstechnik der Universität Stuttgart ins Leben und brachte seine Expertise als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Gruppenleiter in der Zentralen Service-Analytik der Merck KGaA in Darmstadt ein.
Die verdiente Anerkennung für seine Arbeit erhielt er 2008 mit der Ernennung zum Fachbereichsleiter "Prozessanalytik" an der BAM. Ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere war die Habilitation im Jahr 2012 an der Technischen Universität Kaiserslautern im Fach Prozessanalytik. Von der GDCh wurde er zum Fresenius-Lecturer für 2018 – 2019 ernannt.
Sein Forschungsinteresse galt verschiedenen Gebieten der Prozessanalytik, insbesondere der quantitativen Online-NMR-Spektroskopie und weiteren analytischen Online-Methoden, der Chemometrie sowie Konzepten zur Automatisierung und Digitalisierung in der Prozessindustrie. In den letzten Jahren widmete er sich mit großem Einsatz dem Thema Wasserstoff als zentraler Bestandteil der Energiewende und des Klimaschutzes.
Michael Maiwald war nicht nur in akademischen Kreisen anerkannt, sondern auch in zahlreichen Gremien und Organisationen (u.a. DIN, DKE, IEC, IGV, NAMUR) aktiv. Insbesondere den Arbeitskreis PAT hat er stark geprägt. Er leitete den Vorstand in den Jahren 2013-2016 und war in dieser Zeit unter anderem verantwortlich für die Doktorandenseminare, Herbstkolloquien sowie die EuroPACT. Ebenso förderte er die Einbindung und Teilhabe der jungen Mitglieder. Es ging unter anderem auf seine Initiative zurück, dass im Vorstand ein Sitz für Junganalytiker geschaffen wurde. Nach seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender stand er dem AK PAT weiterhin im Rahmen des erweiterten Vorstandes mit Rat und Tat zur Seite und blieb ein fester Bestandteil der PAT-Familie.
Dies sind die äußeren Wegmarken einer beeindruckenden akademischen und beruflichen Vita. Sie lassen bereits einiges von seiner engagierten Persönlichkeit erahnen, zeichnen aber noch nicht das „ganze“ Bild des Menschen Michael Maiwald, den wir hier auch würdigen möchten.
Michael war von außergewöhnlicher Herzlichkeit. Egal wie beschäftigt er war, seine Tür – auch die virtuelle – stand immer offen und er nahm sich Zeit für Gespräche. Sein offenes Ohr und seine zugewandte Art machten ihn zu einem verantwortungsbewussten Vorgesetzten, einem geschätzten Vorsitzenden, einem Freund und Ratgeber.
Seine fachliche Komptenz und sein umfassendes Wissen waren beeindruckend. Michael kannte sich nicht nur in seinem Fachgebiet hervorragend aus, sondern wusste auch um die Bedürfnisse und Wünsche seiner Kolleginnen und Kollegen. Diese Fähigkeit, Brücken zwischen verschiedenen fachlichen Bereichen zu schlagen, förderte die Zusammenarbeit und den Ideenaustausch. Er erkannte, wie wichtig es ist, die nächste Generation zu unterstützen und förderte junge wissenschaftliche Talente mit viel Engagement.
Mit Michael Maiwald verlieren die BAM, die Familie der Prozessanalytik, die Materialwissenschaften und technische Chemie insgesamt einen herausragenden und geschätzten Kollegen. Unsere Gedanken und unsere Anteilnahme gelten seiner Familie und seinen Freunden.
Dr. Tobias Eifert für den Arbeitskreis Prozessanalytik
Prof. Dr. Carsten Engelhard für den Deutschen Arbeitskreis für Analytische Spektroskopie