Interwiew DECHEMAX-Sieger:innen: „Wir müssen Ökonomie und Ökologie verbinden“
Erstellt von Julia Biermann , 14.09.2019
Wie war es, hier beim DECHEMA-Tag vorne auf der Bühne zu stehen und den Preis entgegenzunehmen?
Tobias Viefhaus: Es war ein sehr schönes Gefühl. Ich habe noch nie einen Chemie-Wettbewerb gewonnen. Bei einigen Mathe-Wettbewerben habe ich schon einen Preis gewonnen, ich stand also schon öfter auf einer Bühne und habe etwas entgegengenommen, aber es war trotzdem ein tolles Gefühl.
Florian Noje: Ich sehe es genauso und es war auch mal etwas anderes. Ich habe schon bei einigen Mathe-Wettbewerben mitgemacht, aber da sitzen dann hauptsächlich die anderen Teilnehmer mit ihren Eltern und nicht so ein Publikum wie hier. Hier sitzen Menschen, die sich auch selber mit dem Themenbereich beschäftigen und die wissen es wahrscheinlich anders zu schätzen, als wenn da nur die anderen Schüler sitzen.
Renfield Pambor: Ich fand es auch sehr spannend – wir alle aus meinem Team. Denn es war schon etwas Besonderes, dass einem die ganzen Professoren zusehen und die ganzen Vorstandsmitglieder. Dass man selber den Preis verliehen bekommt, war schon eine Ehre und es war aufregend.
Warum habt ihr euch dazu entschlossen, beim DECHEMAX mitzumachen?
Friedrich Böttger: Meine beiden Teammitglieder hatten schon vor zwei Jahren mitgemacht und kamen mit der Idee auf mich zu, den Wettbewerb wieder zu machen. Dann hatten wir von Anfang an entschieden, dass wir da viel Arbeit reinstecken wollen und sind mit viel Hoffnung in den Wettbewerb gegangen.
Tobias Viefhaus: Mein Bruder hat von dem Wettbewerb erzählt und ich hatte mir ein Team zusammengestellt. Ich habe auch so viel Interesse an Chemie und darum haben wir entschieden, daran teilzunehmen.
Renfield Pambor: Ich war bei der internationalen Chemie-Olympiade in Berlin dabei und da war ein Schüler, der letztes Jahr beim DECHEMAX-Wettbewerb mitgemacht hat und der mir ganz begeistert von den Experimenten erzählt hat und dass es sehr spannend ist. Daraufhin habe ich das in der Schule erzählt und dann war ein Team ganz schnell gefunden.
Eine Frage an euren Lehrer: Ging das eher von den Schülern aus oder haben Sie Teams motiviert mitzumachen?
Holger Tröger: Ich habe die Schüler auf den Wettbewerb hingewiesen, weil ich auch schon früher Teams betreut habe. Die Motivation mitzumachen kam von den Schülern. Das war natürlich eine freiwillige Teilnahme, die Entscheidung war freiwillig. Ich habe nur zwischendurch mal nachgefragt, ob denn auch die Fristen eingehalten werden, ob sie daran denken, die Sachen abzuschicken, weil es erfahrungsgemäß häufig daran gescheitert ist und diesmal glücklicherweise nicht. Aber die Motivation und die Arbeitsleistung kamen vollständig von den Schülern. Ich habe natürlich gerne mit Rat und Tat zur Seite gestanden, aber das ist gar nicht in Anspruch genommen worden. Sie haben komplett eigenständig gearbeitet und das finde ich auch sehr gut so. Das macht uns stolz.
Seit wie vielen Jahren sind Sie mit Teams beim DECHEMAX dabei?
Holger Tröger: Ich bin erst seit etwas über einem Jahr an der Schule, dementsprechend war das der erste DECHEMAX-Durchgang, den ich am Gymnasium Essen-Werden mitgemacht habe. Ich war auch schon vorher dabei, so dass es jetzt das vierte Jahr in Folge gewesen ist.
Wie habt ihr es geschafft, neben Schule und Hausaufgaben noch den Wettbewerb unterzubringen und jede Woche die Fragen zu beantworten und zu experimentieren?
Lukas Krinke: In der ersten Runde haben wir uns immer in den großen Mittagspausen getroffen – von der 6. bis zur 8. Stunde haben wir immer eine Stunde Zeit gehabt – recherchiert und die Fragen beantwortet. In der zweiten Runde haben wir uns fast jeden Nachmittag nach der Schule getroffen oder per Skype gechattet und darüber gesprochen und recherchiert.
Tobias Viefhaus: In der ersten Runden haben wir uns immer samstags getroffen und haben dann jede Woche die jeweilige Frage beantwortet. Und in der zweiten Runde haben wir uns dann einige Male getroffen, haben die Versuche durchgeführt und nach weiteren Malen das Versuchsprotokoll fertigstellen können.
Renfield Pambor: In der Oberstufe haben wir bestimmte Fächer abgewählt und haben dadurch Freistunden, in denen wir uns im Labor getroffen und die Experimente in der zweiten Runde durchgeführt haben – unter Aufsicht einer Lehrperson, die uns aber nicht geholfen hat.
Du hast gerade angesprochen, dass ihr im Labor experimentiert habt. Wie war das bei den anderen beiden Teams? Wo habt ihr die Versuche durchgeführt?
Florian Noje: Wir haben bei zweien von uns in den Küchen experimentiert. Das war auch zuerst ein bisschen skeptisch gesehen von den Eltern. Aber da wir immer alles aufgeräumt haben, war es im Endeffekt bei den Versuchen kein Problem.
Wie habt ihr eure Eltern überzeugt?
Florian Noje: Wir haben einfach gesagt, dass wir da mitmachen wollen und wenn man ein bisschen erklärt hat, was der Wettbewerb ist, dann waren die Eltern auch selbst interessiert daran. Wir haben auch gesagt, dass wir nachher alles wieder aufräumen und dann war es kein Problem.
Tobias Viefhaus: Wir haben auch in zwei von unseren Küchen experimentiert. Es war auch alles mit den Eltern abgesprochen.
Was hat euch am DECHEMAX am meisten Spaß gemacht?
Friedrich Böttger: Am spaßigsten waren die Versuche, bei denen wir selbst etwas machen und analysieren konnten, was dabei herauskommt. Es hatte auch noch einen guten Beigeschmack, dass wir für jeden Versuch zusammengekommen sind und uns öfter getroffen haben.
Renfield Pambor: Am interessantesten war die Arbeit im Labor bei den Experimenten, weil wir uns die Zeit selbst einteilen und schauen mussten, wie wir die Versuche organisieren und planen. Wenn man sieht, was am Ende dabei herausgekommen ist, ist das schon toll.
Jonas Jöhring: Am witzigsten und spaßigsten war, dass wir uns immer mit unseren Freunden und Teammitgliedern getroffen haben und manchmal auch länger darüber diskutiert haben, welche Lösung wir einschicken.
Und was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
Holger Tröger: Ich finde es immer in der zweiten Phase ganz spannend die Experimente zu sehen, wobei die Experimente eigentlich vergleichsweise simpel sind und in den letzten Jahren auch waren. Ich finde tatsächlich die Fragen spannender. Und dann auch zu sehen, wie sich die Fragen von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe unterscheiden, immer komplexer und schwieriger werden und manchmal ist die Antwort eben nicht so leicht, selbst bei den Fragen für die 7. Klasse. Manchmal muss man wirklich intensiv recherchieren und nachdenken. Das ist spannend, weil die Naturwissenschaften bei uns im Unterricht ganz stark und ganz klar getrennt sind – Chemie, Physik, Biologie – dass man tatsächlich auch mal Fragen aus einem Bereich hat, wo man mehrere Wissenschaften miteinander kombinieren muss, das ist für die Jugendlichen auch mal ein ganz interessanter Ansatz.
Welche Ideen oder Antworten Ihrer Schüler haben Sie verblüfft? Hat Sie etwas erstaunt?
Holger Tröger: Was mich tatsächlich bei der 9. Klasse erstaunt hat, ist die Leichtigkeit, mit der sie die Sachen durchgegangen sind. Ich habe dann immer von Woche zu Woche gefragt, wie es aussieht, ob sie an die Fragen gedacht haben – ‚Ja, ja‘. ‚Habt ihr die Fragen beantwortet?‘ – ‚Ja, war ja nicht schwer.‘ So ging das von Woche zu Woche, dass das gar nicht als große Hürde gesehen wurde. Die Gruppen, die ich vorher betreut habe, mussten schon über die Fragen sehr intensiv nachdenken. Mit Recherche waren die Fragen meiner Meinung nach sehr gut machbar.
Wie fandet ihr die Fragen? Waren sie zu leicht für euch?
Florian Noje: Ich würde nicht sagen zu leicht, aber wie gesagt, heute findet man ziemlich viel im Internet und wir sind zu dritt. Wir haben uns dann eine Stunde konzentriert hingesetzt und dann findet man da auch ziemlich schnell die Lösung.
In diesem Jahr ging es beim DECHEMAX häufig um das Thema Umwelt. Habt ihr durch den Wettbewerb einen neuen Blick darauf bekommen?
Lukas Krinke: Auf jeden Fall. Wir haben uns jetzt mit Zahlen auseinandergesetzt und dass manche Sachen auch verbessert werden müssen. Es war auf jeden Fall interessant.
Florian Noje: Da möchte ich noch etwas ergänzen: Bei den Fragen ging es in einer Woche um den Spritverbrauch vor allem von Flugzeugen und Kreuzfahrtschiffen. Das war unvorstellbar viel. Und da wir diese Reisen eigentlich nur für uns machen, man kann ja auch anders reisen, finde ich das schon ziemlich übertrieben. Da sollte man meiner Meinung nach auch etwas gegen tun. Denn es war nicht einfach nur hoch, es war VIEL zu hoch. Es war teilweise in den zehntausender Bereichen für eine kurze Fahrt.
Möchtest du für dich selber Konsequenzen ziehen?
Florian Noje: Ich habe selber auch noch nie eine Kreuzfahrt gemacht, aber bei solchen Sachen denkt man jetzt schon mehr darüber nach, ob man es wirklich machen will.
Tobias Viefhaus: Ich habe auch eine neue Sicht darauf bekommen. Vorher habe ich mir gar nicht bewusst gemacht, wie viel Sprit und umweltschädlicher Treibstoff verschwendet wird dafür. Ich habe auch noch keine Kreuzfahrt gemacht und bin noch nie geflogen, auch wenn das jetzt komisch klingt, weil man heutzutage sehr häufig in Urlaub fliegt. Aber ich empfehle es auch anderen.
Renfield Pambor: Man hat gesehen, dass man Ökonomie und Ökologie verbinden muss und dass es da interessant ist, neue Lösungen zu finden. Wie Herr Schäfer auch in seiner Eröffnungsrede gesagt hat, dass die „Fridays for Future“-Bewegung jetzt erst aufkommt und das Thema des Wettbewerbs vorher schon festgelegt wurde und dass das eben ganz zukunftsweisende Themen sind und dass es wichtig ist, dass wir jetzt darüber sprechen.
Wollt ihr im nächsten Jahr wieder beim DECHEMAX mitmachen?
Tobias Viefhaus: Ich möchte auf jeden Fall wieder mitmachen und ich hoffe meine Gruppe auch. Und wir freuen uns sehr, dass wir jetzt hier so erfolgreich waren und wir hoffen wieder auf so einen erfolgreichen Wettbewerb nächstes Jahr.
Friedrich Böttger: Wir drei kommen alle nächstes Jahr in die Oberstufe und wir werden alle Chemie weiter wählen. Bei uns ist auch relativ sicher, dass wir in Kontakt bleiben und auch höchstwahrscheinlich am Wettbewerb wieder teilnehmen und hoffentlich wieder genauso erfolgreich sind.
Renfield Pambor: Wir sind Schüler der 11. Klasse und können damit nicht mehr beim DECHEMAX-Wettbewerb nächstes Jahr teilnehmen, werden es den jetzigen 10. Klassen aber sehr empfehlen.
Welche Tipps habt ihr für zukünftige Teilnehmer?
Tobias Viefhaus: Der größte Tipp ist, rechtzeitig zu beginnen. Wir haben uns dieses Jahr etwas mit der Zeit verplant, aber letztendlich haben wir es doch noch rechtzeitig geschafft. Aber auf jeden Fall: Früh anfangen und so gut wie jeden Nachmittag treffen. Es ist schon viel Arbeit.
Florian Noje: Wir können uns dem nur anschließen. Wir haben es vor zwei Jahren genauso verpennt und daraus auch gelernt, zeitnah anzufangen. Dann ist es auch machbar.
Renfield Pambor: Das Zeitmanagement ist eigentlich das Wichtigste. Und dass Leute mitmachen, die sich für Chemie interessieren und keine Berührungsängste haben. Denn wir hätten nicht gedacht, dass wir bis hierhin kommen, dass wir heute ausgezeichnet werden. Und deshalb einfach mitmachen, wenn man Interesse an Chemie hat.
Was können Sie Kollegen empfehlen, die mit einem Team antreten möchten?
Holger Tröger: Die Kollegen sollten versuchen, den Schülern erstens die Motivation mitzugeben und zweitens die Angst davor zu nehmen. Denn viele denken bei Chemie sofort an das große böse Fach, das extrem schwierig ist. Und das ist an der Stelle einfach ein Fehler, denn es ist nicht unmenschlich, am DECHEMAX-Wettbewerb teilzunehmen. Die Fragen sind gut machbar, wenn man strukturiert arbeitet. Wenn man sich Mühe gibt, ist es auch gut möglich, ein gutes Protokoll zu schreiben. Und offensichtlich haben die Schüler alles Nötige, was sie wissen müssen, gelernt – über die Jahre, in denen sie Biologie-, Chemie- und Physikunterricht hatten. Warum soll man es also nicht versuchen? Selbst wenn es nicht bis zu einer Siegerehrung hinterher führt, lernen die Schüler durch die Fragen auch etwas für ihr zukünftiges Leben. Und wenn es nur ist, dass man vielleicht nicht jedes Jahr eine Kreuzfahrt machen sollte.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die siegreichen Teams im Einzelnen:
Chemisters (Klasse 7)
Tobias Felix Viefhaus, Martin Rose, Jonas Jöhring und Josh Alexander Berktold
Gymnasium Essen-Werden
DieChemiker (Klasse 9)
Florian Noje, Friedrich Böttger und Lukas Krinke
Gymnasium Essen-Werden
Gleichgewicht (Klasse 11)
Renfield M. Pambor, Merle Poggendorf, Rasmus Partecke und Henning Schult
Ostseegymnasium Greifswald
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