Im Jahr 2022 betrug die Produktion von Sauerstoff in Deutschland ca. 5,9 Mrd. m³, dabei sind Hochtemperaturindustrien wie Stahl- und Glaswerke die größten Verbraucher. Bei ihren Prozessen entstehen sehr große Mengen an Abwärme. Für kleine und mittlere Unternehmen würde sich eine thermische, dezentrale Methode zur Sauerstofferzeugung anbieten. Das ist möglich durch die Nutzung von MIEC-Membranen (Mixed Ionic-Electronic Conductor) mit Wasserdampf als Spülgas. Bereits bei geringen Sauerstoff-Partialdruckdifferenzen und hohen Temperaturen (> 800 °C) werden die MIEC-Membranen durchlässig für Sauerstoff. Das ermöglicht die Abtrennung von hochreinem Sauerstoff, wobei die Partialdruckdifferenz durch Luft auf einer Seite und Wasserdampf auf der anderen Seite der Membran realisiert werden kann. Dadurch werden die Sauerstoffmoleküle von der Luftseite durch die Membranrohre in den Wasserdampf übertragen. Durch Kondensation des Wasserdampfs wird dann der Sauerstoff abgetrennt.
Im Projekt wurde ein Teststand mit MIEC-Membranrohren aus BSCF (Ba0.5Sr0.5Co0.8Fe0.2O3-δ) entworfen und die Versuchsparameter wie Ofentemperatur, Wasserdampfmassenstrom und Luftvolumenstrom variiert. Dabei zeigte sich: Je höher die Ofentemperatur, desto größer ist der abgetrennte Sauerstoff-Volumenstrom. Dabei betrug der Elektroenergiebedarf des Teststandes am effizientesten Messpunkt ca. 3,2 kWh/m³. Jedoch ist es möglich, durch den Einsatz des im Projekt entworfenen Wärmemanagementsystems diesen auf 0,28 kWh/m³ zu reduzieren. Das Ziel dieses Systems ist es, die Kondensationswärme des Wasserdampfs für die Wiederverdampfung des Wassers so effizient wie möglich zu nutzen. Dadurch wäre das MIEC-Dampfzirkulationsverfahren trotz der viel kleineren Sauerstoff-Ausbeute vergleichbar mit anderen vollentwickelten Methoden. Diese vielversprechenden Ergebnisse stellen ein Proof of Concept für das Verfahren dar. Damit wird es möglich Sauerstoff vor Ort zu erzeugen, was beispielsweise mit LZA nicht möglich ist. Mit einer solch kostengünstigen dezentralen Methode könnten auch Oxyfuel-Prozesse sogar für Kleinanlagen wirtschaftlich attraktiv sein und gleichzeitig die Möglichkeit zur Abtrennung von Kohlendioxid bieten.
Bearbeitet wurde das Forschungsthema von 09/20 bis 08/23 an der TU Bergakademie Freiberg, Institut für Wärmetechnik und Thermodynamik, Lehrstuhl für Technische Thermodynamik (Gustav-Zeuner-Straße 7, 09596 Freiburg, Tel. 03731/39-3960) unter der Leitung von Dr.-Ing. Thomas Grab (Leiter der Forschungseinrichtung: Prof. Dr.- Ing. Tobias Fieback) und der Fraunhofer-Gesellschaft e.V., Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS, Standort Hermsdorf (Michael-Faraday-Straße 1, 07629 Hermsdorf, Tel. 036601/9301-3902) unter der Leitung von Dr. Robert Kircheisen (Leiter der Forschungseinrichtung: Prof. Dr. rer. nat. habil. Alexander Michaelis).