DECHEMA-Blog

Aus den Startlöchern, aber noch nicht im Ziel

Erstellt von Kathrin Rübberdt , 08.10.2024

Wo steht der modulare Anlagenbau in der Prozessindustrie? Unter dieser Leitfrage trafen sich fast 40 Expertinnen und Experten zum Round Table von VDMA, ZVEI, PNO, NAMUR, DECHEMA und VDI. Ziel des Austausches zwischen Modulbauern, Automatisierern, Systemintegratoren und Anwendern war es, den Stand der Technik und der Implementierung darzustellen und offene Punkte anzusprechen, die auf dem Weg zur Umsetzung gemeinsam geklärt werden können.

Den Ausgangspunkt dafür lieferten Impulsvorträge der verschiedenen Stakeholdergruppen. Aus Sicht der Systemanbieter steht man in den Startlöchern oder ist sogar schon losgelaufen: So wird mit MTP 2.0 in Kürze ein umfassendes System an Regeln und Standards verfügbar sein, das rückwärts integrierbar ist. Die Markteinführung könnte also in großem Umfang beginnen. Doch noch zögern die Anwender, wie deren Vertreter aus der Praxis berichteten. Zwar gibt es erste Erfolge und, wie z.B. auf der ACHEMA 2024 zu sehen war, ein ausreichend großes Angebot an verfügbaren Modulen. Aber bei der Umstellung der chemischen und pharmazeutischen Industrie spielt nicht nur die Technik eine Rolle. Auch die Umstellung bestehender Konzepte bzw. eine mögliche Integration von MTP mit „Nicht-MTP“ sowie notwendige Änderungen bei Planungs- und Wartungsprozessen und nicht zuletzt der Faktor Mensch müssen mitberücksichtigt werden. Deshalb befinden wir uns derzeit teilweise noch im Pilotprojekt-Status .

Abhilfe könnte ein offener Dialog zwischen Modulbauer und Anwender schaffen. Für die Modulbauer gehören die MTPs zum Werkzeugkasten von Automatisierungskonzepten. Doch häufig wird in der Ausschreibung nicht deutlich, worauf der Kunde besonders viel Wert legt – etwa Time-to-Market, Flexibilität oder Effizienz – und ob dafür MTPs die richtige Lösung sein könnten.

Ein offener Austausch ist aber nicht nur für das Einzelprojekt wichtig, sondern zwischen den Stakeholdern insgesamt. Das wurde in der Diskussion im weiteren Verlauf des Tages immer wieder deutlich. Dabei sehen die einzelnen Stakeholder, allen voran die Systemanbieter, dies sowohl als Hol- wie als Bringschuld. So bedarf es einerseits mehr branchenspezifischer Informationen über verfügbare Lösungen, andererseits muss man selbst auch offensiver mit den Angeboten an den Endkunden herantreten. Diese erwarten solche Angebote, müssten allerdings gelegentlich auch über den eigenen Schatten z.B. in Form von Werks-Standards oder höheren Anfangskosten springen. Einen möglichen Ansatz dafür bieten gemeinsame Projekte, bei denen alle drei Gruppen eingebunden sind und miteinander die bestmögliche Lösung entwickeln können.

Dem Wunsch nach mehr Austausch konnte dieser Round Table eindeutig Rechnung tragen; er soll Auftakt für weitere gemeinsame Aktivitäten sein.

Haben Sie Interesse an einer Mitarbeit? Bitte wenden Sie sich an die Fachgruppe Modulare Anlagen.


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