DECHEMA-Blog

Dr. Guido Wehmeier

Erstellt von Marina Korogodska , 17.03.2021

Brände gehören zu den Schadensfällen mit der größten Tragweite, denn sie gefährden Menschenleben und Umwelt und haben häufig schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen. Das Ziel von Sachverständigen und Sicherheitsexperten ist es, die Risiken noch weiter zu minimieren. Wir haben mit Dr. Guido Wehmeier, Prokurist bei BASF Lampertheim GmbH für die Standort-Infrastruktur darüber gesprochen, wo Deutschland im internationaeln Vergleich steht und welche innovativen Ansätze erfolgsversprechend sind.

Herr Dr. Wehmeier, Brandschutzprävention hat in der chemischen Industrie eine sehr hohe Priorität. Wie stehen wir in Deutschland aus Ihrer Sicht im internationalen Vergleich dar?

Nun wir haben traditionell sehr gut ausgebildete und schlagkräftige Feuerwehren. Sie zeichnen sich durch hohe Kompetenz aus und haben eine lange Tradition. Sie sind im internationalen Vergleich sicher ganz ausgezeichnet. Hervorzuheben sind das bewundernswerte Engagement und der Einsatz auch für das Allgemeinwohl der Feuerwehr Kollegen. Etwas mehr wünsche ich mir beim vorbeugenden Brandschutz. Im angelsächsischen Wirtschaftsraum ist in der chemischen Industrie der vorbeugende technische Brandschutz in Form von Löschanlagen deutlich verbreiteter als bei uns.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf in den aktuellen Ansätzen von Brandschutzmaßnahmen, wenn es darum geht die Fehler, die durch den “Faktor Mensch“ verursacht werden können, durch Technik möglichst weit zu reduzieren?

Den Faktor Mensch als Fehlerursache sehe ich eher skeptisch. Die Frage beleuchtet sehr schön das Spannungsfeld zwischen Anlagensicherheit und Brandschutz. Im Bereich der Anlagensicherheit versuchen wir Fehler, die ja letztlich immer einen Menschen als Ursache haben, durch sehr umfangreiche Analyse zu finden und auszuräumen. Im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes gehen wir dagegen lösungsorientiert vor. Wir akzeptieren, dass es zum Beispiel durch eine Leckage zum Austritt einer brennbaren Chemikalie kommt und überlegen uns, wie der Brand verhindert beziehungsweise in der Auswirkung vermindert werden kann.

Welche Löschsysteme und -mittel haben das Potential im Falle des Falles Entstehungsbrände zu löschen?

Auf diesem Gebiet gibt es ein ganz breites Angebot an Löschsystemen und Löschmitteln. Ich kann hier auf die Seiten des Werkfeuerwehr Verbandes, die Vereinigung des deutschen Brandschutzes (vfdb e.V.) oder auch der Versicherer verweisen. Einen guten Überblick gibt auch der Leitfaden Brandschutz in chemischen Anlagen der deutschen Versicherer (GDV eV) zur Schadensverhütung.  

Sie führen demnächst durch das Programm „Infotage Brandschutz und Anlagensicherheit“. Gibt es innovative Ansätze (neue Technologien), die aus Ihrer Sicht die Brandschutzprävention in den nächsten Jahren nachhaltig verändern werden, die wir dort sehen werden?

Mich freut es, dass es uns gelungen ist in den Infotagen Brandschutz und Anlagensicherheit eine Reihe von Vorträgen zu haben die sich mit dem Thema Brandschutzprävention innovativ beschäftigen. Wie oft in Deutschland ist es der Mittelstand der hier neue Wege beschreitet. 2 Beispiele möchte ich nennen: Die Firma Orgelmeister bietet ein System an, welches mittels einer Infrarot Temperaturüberwachung intelligent Bränden bekämpft. Das System wird mittlerweile in dem für den Brandschutz sehr schwierigen Bereichen der Abfalllagerung bereits erfolgreich eingesetzt. Außerdem etwas Neuartiges und wirklich Innovatives ist die Ferndetektion von Gasen mittels eines Frühwarnsystems der Firma Grandperspective, wo es um die frühzeitige Detektion von brennbaren Stoffen geht.

Im Bereich der Digitalisierung erwarte ich in den nächsten Jahren sehr viele Innovationen. Wichtig ist hier die aktive Begleitung durch ein Fachgremium wie den Arbeitsausschuss Brandschutz in der Chemischen Industrie von ProcessNet. In Deutschland haben wir die Tendenz Innovationen durch unsere Gründlichkeit und unsere Neigung in DIN Normen beschreiben zu wollen, zu hemmen. Deshalb wünsche ich mir von allen Seiten mehr Mut Sachen auszuprobieren und auch aus Fehlern zu lernen.

 

Dr. Guido Wehmeier, ist als Prokurist bei der BASF Lampertheim GmbH für die Standort-Infrastruktur zuständig.
Durch Tätigkeiten bei den Firmen Höchst, Clariant und Ciba hat er sich mit unterschiedlichen Sicht- und Vorgehensweisen im Bereich der Sicherheit von Chemieanlagen vertraut
gemacht. Er gründete bei der DECHEMA den Arbeitsausschuss-Brandschutz in der chemischen Industrie und ist Vorsitzender des Umweltausschusses des VCI Hessens.

Am 22.-23. April 2021 wird er die "Infotage Brandschutz und Anlagensicherheit in der chemischen Industrie" moderieren, eine gute Gelegenheit für Experten und Fachkräfte sich über aktuelle Entwicklungen auszutauschen.


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