Katalyse und Verfahrenstechnik als Schlüssel zur nachhaltigen Energie- und Chemieproduktion – Ein Rückblick auf den GeCatS-Infotag 2024
Erstellt von S. Kiermaier , 31.01.2025
Am 2.12.2024 fand im DECHEMA-Haus in Frankfurt am Main der GeCatS-Infotag Catalysis and Process Engineering as Enablers for Sustainable Energy Carriers and Chemicals, der German Catalysis Society/ Deutsche Gesellschaft für Katalyse, mit insgesamt rund 70 Teilnehmenden statt. Diese erhielten durch sieben Vorträge und zahlreiche Posterbeiträge einen breiten Überblick und sehr interessante fachliche Impulse zur Rolle der Katalyse und Verfahrenstechnik für die Produktion und Nutzung nachhaltiger Energieträger und Chemikalien.
Der Infotag wurde mit einem Vorwort von Udo Kragl eröffnet, in dem er die Rolle der Katalyse als interdisziplinäre Querschnittstechnologie und als wissenschaftliche Schlüsseldisziplin zur Erreichung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) aufzeigte. Im darauffolgenden Vortrag von Robert Schlögl zu “Societal needs, political boundary conditions and technology options as preconditions for the production of sustainable fuels and chemicals” wurde die enge Verbindung zwischen Energiewirtschaft und gesellschaftlichen Entwicklungen erläutert. Herr Schlögl plädierte für ein Überwinden des Denkens in nationalen Grenzen und wies auf die Wichtigkeit europäischer Zusammenarbeit hin. Daniela Thrän zeigte im Anschluss in ihrem Vortrag „Sustainable resource base for energy and chemicals in the broader perspective towards net zero emissions” die Potentiale von CCU- (Carbon Capture and Utilization, CO2-Abscheidung und -Nutzung) und CCS- Techniken (Carbon Capture and Storage, CO2-Abscheidung und -Speicherung) auf und hob die Rolle von Biomasse in einem nachhaltigen Energiesystem hervor.
Mit der Firma C1 Green Chemicals AG war auch die deutsche Start-Up-Szene auf der Bühne des Infotags vertreten. Marek Checinski stellte in seinem Beitrag “From Theory to Demo: Scaling up a new methanol process” ein aufstrebendes junges Unternehmen vor, das die Methanolsynthese mit einem homogenkatalytischen Technologieansatz revolutionieren möchte. Karsten Büker von thyssenkrupp Uhde GmhH vertrat die etablierte Prozessindustrie und hob in seinem Vortrag „Smart Process Design for the Production of Green Chemicals and Fuels“ die Wichtigkeit von Engineering und cleverem Process Design für die technische Umsetzung innovativer Katalysatortechnologien hervor. In den Poster-Sessions des frühen Nachmittages konnten die Besucher Einblicke in ein breites Portfolio innovativer Forschungsansätze und in zahlreiche Entwicklungsprojekte erhalten.
Am Nachmittag zeigte André Bardow in seinem Vortrag „From catalysis to sustainable chemicals within the planetary boundaries” auf, wie Chemikalien einerseits einen entscheidenden Beitrag zum Wohlstand von Gesellschaften leisten können und andererseits für schädliche Umweltauswirkungen mitverantwortlich sind. Er wies die junge Forschenden-Community darauf hin, die eigenen Forschung stets auf Sinnhaftigkeit zu hinterfragen und den gesellschaftlichen Nutzen der erforschten Technologie zu überprüfen. Im Beitrag „The next era of mobility – powered by e-Fuels and e-chemicals” berichtete Peter Pfeifer über die dezentrale Synthese von nachhaltigen Kraftstoffen und deren Rolle in einem nachhaltigen Energiesystem. Zuletzt zeigte Peter Wasserscheid im Vortrag “Chemical hydrogen storage – systems, challenges and innovations“ charakteristische Eigenschaften unterschiedlicher Technologien zur chemischen Wasserstoffspeicherung, wie Ammoniak, Methanol, Dimethylether oder LOHC-Systemen, auf und wies auf die Notwendigkeit hin, unterschiedliche Speichertechnologien für die diversen Anwendungen im Energiesystem der Zukunft zu entwickeln und möglichst rasch in relevanter Größenordnung zu demonstrieren.
Am Infotag konnten die Teilnehmenden so umfassende Einblicke in die Rolle der Katalyseforschung für ein defossilisiertes Energiesystem und eine nachhaltige Chemikalienproduktion gewinnen. Es wurde deutlich, dass die Katalyse und die damit verbundene Prozesstechnik eine Schlüsselrolle spielen werden, um die erkennbaren Herausforderungen im globalen Maßstab bewältigen zu können.
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