am 10.02.2015 anlässlich der
Abschlussveranstaltung der BMBF-Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“
Statement zur Pressekonferenz
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Firk, Vorstand Wasserverband Eifel-Rur
Sprecher der DWA-Koordinierungsgruppe
„Anthropogene Spurenstoffe im Wasserkreislauf“
Anthropogene Spurenstoffe, die sich als Mikroschadstoffe im Gewässer befinden, sind sehr vielfältig und kommen in zum Teil äußerst niedrigen Konzentrationen vor. Es sind Haushalts- und Industriechemikalien, Körperpflegemittel, Hormone, Röntgenkontrastmittel, Human- und Veterinärpharmaka sowie Biozide und Pestizide. Sie entstammen diffusen Quellen (Verkehrswegen, Tierhaltungen, Pflanzenschutz etc.) und punktförmigen Quellen (kommunalen und industriellen Kläranlagen).
Vor Erarbeitung von Verminderungsstrategien ist die Datenlage zur Bewertung von anthropogenen Spurenstoffen und ihren Abbauprodukten im Wasserkreislauf weiter zu vergrößern. Es ist gesichert zu ermitteln, welche Stoffe bzw. Stoffkonzentrationen die ökologischen Verhältnisse in den Gewässern verschlechtern und welche Stoffe bzw. Stoffkonzentrationen keine oder eine erträgliche Belastung für die aquatische Umwelt darstellen. Dabei ist zu betrachten, wie sich permanente und saisonale Belastungen auf die Gewässersituation auswirken. Zur Feststellung der Bedeutung der verschiedenen Einträge von anthropogenen Spurenstoffen in die Gewässer und vor einer Umsetzung von Maßnahmen sind Eintragsbilanzen, zumindest für die wesentlichen Spurenstoffe, zu erarbeiten.
Eine Verminderungsstrategie sollte quellenorientierte Maßnahmen (z.B. Eintragsverbote, Anwendungsbeschränkungen, Substitution und Entwicklung harmloserer Ersatzstoffe, umweltgerechtere Entsorgungswege), dezentrale Maßnahmen (z.B. Vorbehandlung von Abwässern aus Gewerbe, Industrie sowie Gesundheitseinrichtungen) und sogenannte „End-of-Pipe“-Maßnahmen (weitergehende Abwasserreinigung mittels vierter Reinigungsstufe und verbesserte Regenwasser- bzw. Mischwasserbehandlung) beinhalten.
Vor der Installation einer vierten Reinigungsstufe auf Kläranlagen ist zu bedenken, dass selbst mit den bisher entwickelten weitergehenden Abwasserreinigungstechniken nicht alle Spurenstoffe entfernt werden können. Einige Spurenstoffe sind dagegen schon mit einer konventionellen Abwasserreinigung eliminierbar.
Bei einer vierten Reinigungsstufe ist der Nutzen gegenüber dem erweiterten Kosten- und Ressourcenverbrauch zu bewerten. Es sollten daher großtechnische Demonstrationsanlagen vorerst an Vorflutern errichtet werden, die in der Wasserführung einen hohen Abwasseranteil besitzen. Mit begleitenden Gewässeruntersuchungen könnte der bisher noch nicht geführte Beweis erbracht werden, dass eine vierte Reinigungsstufe die ökologischen Parameter im Gewässer überhaupt verbessert oder ob nicht diffuse Einleitungen oder andere Defizite maßgeblich bleiben.
Im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollten unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Kriterien nur die effizientesten Kombinationen von quellenorientierten, dezentralen und „End of Pipe“-Maßnahmen angewendet werden.