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28.10.2021

Neue grenzüberschreitende Plattform soll Transformation zu klimaneutraler Industrie in der trilateralen Region erleichtern

Das erklärte Ziel, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden, ist in den kommenden Jahrzehnten eine der wichtigsten Herausforderungen für Europa und seine Mitgliedsstaaten. Obwohl das endgültige gemeinsame Ziel klar ist, ist dazu ein tiefgreifender, sektorübergreifender Wandel notwendig, der sich sowohl auf alle Ebenen der Gesellschaft als auch Energie- und industrielle Rohstoffströme auswirkt und grenzüberschreitend von statten gehen muss. Insbesondere letzteres erfordert internationale Zusammenarbeit.

Nordwest-Europa und insbesondere die ARRRA-Region zwischen Antwerpen, Rotterdam und Rhein-Ruhr ist einer der weltweit größten Drehscheiben für energieintensive Industrien und internationale Logistik, unter anderem mittels Schifffahrt, Flugverkehr und Güterfernverkehr. Die Region verfügt über eine gut ausgebaute, grenzüberschreitende Kraftstoff-, Rohstoff- und Elektrizitätsinfrastruktur, die verschiedene industrielle Zentren bedient.

Nichtsdestotrotz ist es im Hinblick auf die zukünftige Nutzung von Rohstoffen und Energieträgern unklar, welche Möglichkeiten es gibt, die bestehende Infrastruktur weiter zu nutzen und wo neue Infrastruktur notwendig ist. Aus sektor- und grenzüberschreitender Sicht sind diese Wissenslücken noch größer. Insbesondere stellt sich hier die Frage, wie man die Infrastruktur potenzielle Synergien nutzen kann, um Energie flexibel verfügbar zu haben, zu speichern und andere Bedarfe zu bedienen, die im Zuge der Transformation zu einer klimaneutralen Europäischen Wirtschaft entstehen.

Neue Plattform zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei der Energiewende

Um diesem Problem zu begegnen, haben die anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen TNO (Niederlande), DECHEMA (Deutschland) and VITO/EnergyVille (Belgien) die neue ‘public-private’ Plattform gegründet und soeben dazu eine Absichtserklärung unterzeichnet. Die Plattform soll die internationale Zusammenarbeit stärken, um die Klimaneutralität in der Industrie im Dreiländereck voranzubringen. Im Rahmen der Plattform wollen TNO, DECHEMA und VITO/Energy dazu mit Interessenvertretern aus der Industrie, Regierungen, Regulierungsbehörden und Eigentümern/Betreibern von Infrastrukturanlagen kooperieren.

Damit wollen die Partner sowohl zu einer Angleichung der grenzüberschreitenden Wege zur Klimaneutralität beitragen als auch eine Grundlage für gemeinsame Maßnahmen schaffen. Darüber hinaus wollen die Partner den aktiven Austausch sowie eine Anpassung von Daten, Annahmen und Methoden fördern, um die Standardisierung voranzutreiben und grenzüberschreitende Projekte mit dem Schwerpunkt auf industrieller Klimaneutralität in der trilateralen Region zu initiieren.

Gründer arbeiten bereits erfolgreich zusammen

Die Kooperation der drei Institute innerhalb der neuen Plattform baut auf einer bereits bestehenden Zusammenarbeit auf, die sich in den letzten zwei Jahren in mehreren national finanzierten Forschungsprojekten bewährt hat.

Die erneute Zusammenarbeit soll es erleichtern, Synergien bei der Versorgung und dem Transport von Energie und Rohstoffen während der Energiewende zu identifizieren, um Einblicke in branchenübergreifende Chancen und Hindernisse sowie in den künftigen grenzüberschreitenden Infrastrukturbedarf zu geben.

Offen für neue Partner

Die Plattform begrüßt neue Mitglieder aus der Industrie, von Regierungen, Regulierungsbehörden oder Eigentümern beziehungsweise Betreibern von Infrastrukturanlagen, die daran interessiert sind, die grenzüberschreitenden Auswirkungen der industriellen Klimaneutralität zu verstehen, oder die an einem der offenen Veranstaltungen zum Wissensaustausch und Netzwerken teilnehmen möchten. Nähere Informationen dazu liefern die jeweiligen Kontaktpersonen der drei Plattformgründer in ihrem Gebiet.

Plattform-Partner und Projekte

DECHEMA: TransHyDE

Die deutsche Bundesregierung hat im April 2021 mehrere große Projekte im Bereich Wasserstoff – die Wasserstoff-Leitprojekte – mit einer Förderdauer von vier Jahren gestartet. Das Leitprojekt TransHyDE, an dem mehr als 60 akademische und industrielle Partner beteiligt sind, untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, grünen Wasserstoff zu transportieren. Das Teilprojekt TransHyDE-Sys wird von der DECHEMA gemeinsam mit Fraunhofer IEG koordiniert und nimmt den industriellen Wasserstoffbedarf und das Zusammenspiel bestehender und zukünftiger Energieinfrastrukturen in Deutschland und Europa unter die Lupe, um die Versorgung zu sichern und die industrielle Transformation hin zu klimaneutralen Prozessen zu erleichtern.

Kontaktperson: Florian Ausfelder 

TNO: HY3+

Das Projekt HY3+ wird von der niederländischen Regierung gefördert. Es beschäftigt sich mit grenzüberschreitender Infrastruktur zum Energietransport – inklusive Wasserstoff und Kohlendioxid – zwischen den Niederlanden, Nord-Rhein-Westfalen und Belgien. Das Projekt unterstützt Infrastrukturinvestitionsprojekte, die in den Niederlanden entwickelt werden, in denen bestehende Energieinfrastrukturen für den Transport von Wasserstoff und CO2 umgerüstet werden oder neue gebaut werden. Diese Infrastrukturen werden Industriezentren bei der Dekarbonisierung ihrer Anlagen und Einrichtungen unterstützen. HY3+ wird von TNO koordiniert und ist das Nachfolgeprojekt von HY3, einem Kooperationsprojekt mit FZ Jülich und DENA in Deutschland.

Kontaktperson: Martijn de Graaff

VITO/EnergyVille: TRILATE

TRILATE (‘TRansport of energy and feedstock to IndustriaL sites for enAbling Transition to climate neutrality’) ist ein Projekt, das vom Energiewende-Fonds der belgischen Regierung finanziert wird. Das Projekt ist im Oktober 2021 gestartet und auf vier Jahre angelegt. VITO/EnergyVille wird zusammen mit der Universität Liège, der Universität Gent, der Katholischen Universität Leuven Elia und Fluxys Modelle entwickeln, um zu beantworten, welche Investitionen in die Energietransportinfrastruktur erforderlich sind, um eine kosteneffiziente und zuverlässige Transformation zu einer zukünftigen klimaneutralen energieintensiven Industrie in Belgien zu ermöglichen. Im Projekt geht es schwerpunktmäßig um den Transport von Strom und Molekülen in Form von H2, CO2 und CH4 sowohl innerhalb Belgiens als auch grenzüberschreitend. Das Konsortium wird sich dazu regelmäßig mit einem Beirat aus Industrievertretern austauschen, dem Vertreter des Antwerpener Hafens, des Nordseehafens, des Benelux Business Roundtable, des Europäischen Netzes der Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E), INEOS, Luminus, Hamon & Cie und dem Glasfaserunternehmen 3B, angehören.

Kontaktperson: Pieter Lodewijks 

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