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Um die Chancen der synthetischen Biologie für den Standort Deutschland zu nutzen, soll sich die Forschungsförderung auf die breite Entwicklung neuer molekularbiologischer Bausteine und Methoden konzentrieren. Die Nutzung dieser Werkzeuge für inno-vative Produkte und Dienstleistungen soll nachgeschaltet sein – das fordern die Mit-glieder der DECHEMA-Fachgruppe Systembiologie und Synthetische Biologie in ihrem neuen Positionspapier „Innovationsmotor Synthetische Biologie“.
Wie werden aus Forschungsergebnissen in der synthetischen Biologie praktische Anwendun-gen? Indem man den Forschern möglichst große Freiheit für die Entwicklung von neuen For-schungswerkzeugen aus der Grundlagenforschung lässt. In der einseitigen Anwendungsorien-tierung der Forschungsförderung sehen die Wissenschaftler eine Hürde, die die volle Nutzung der Potenziale der synthetischen Biologie behindert. Sie rufen die Fördermittelgeber daher dazu auf, themenoffene Ausschreibungen, Graudierentschulen und Maßnahmen zum erleichterten Austausch von Doktoranden zwischen Hochschule und Unternehmen zu unterstützen. Die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen sei Aufgabe und Chance für Un-ternehmen, die im Schulterschluss mit akademischen Gruppen angegangen werden könnten. Hier sollten auch KMU-Förderprogramme verstärkt ansetzen.
In ihrem neuen Papier „Innovationsmotor Synthetische Biologie“ schreiben die Experten: „Die Synthetische Biologie hat in den vergangenen Jahren wie kaum ein andere Disziplin zuvor die Denk- und Arbeitsweise in den Lebenswissenschaften revolutioniert.“ Eine Fülle von neuen Werkzeugen und Methoden ist entstanden, die die Medikamentenentwicklung oder die Gen-synthese erheblich beeinflusst haben. Auch „klassische“ Entwicklungs- und Produktionspro-zesse profitieren vom Einsatz molekularer Biosensoren oder ressourcenoptimierter Ferti-gungsverfahren aus der Synthetischen Biologie, ohne dass die Produkte selbst „synthetisch“ sind.
Die Synthetische Biologie erforscht und entwickelt neue molekulare Bausteine und Methoden, die ganz am Anfang der Wertschöpfungsketten wirken. Die Forscher sehen sie damit an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Praxis. Die Aufklärung von natürlichen Me-chanismen und ihre Erprobung an einfachen Testsystemen bilden die Basis für eine Umset-zung in konkrete Produkte, die aber erst im zweiten Schritt erfolgen kann. Als Beispiel nennen sie die Entwicklung optogenetischer Methoden, mit denen Prozesse in Zellen durch Licht geschaltet werden können. Konkrete Zielprodukte sind derzeit noch nicht im Blick, dennoch haben diese Untersuchungen einen anwendungsorientierten Fokus, dem die fördertechnische Einordnung als Grundlagenforschung nicht gerecht wird.
Das Papier kann heruntergeladen werden unter: http://dechema.de/studien.html
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